Neue Ambulanz in Radeburg


Sabine Vodenitscharov ist die Chefärztin der Fachkliniken für Geriatrie Radeburg. Spätesten ab dem neuen Jahr soll es dort ein weiteres Angebot für alte Menschen geben. In dieser ist eine umfassende Diagnostik für Senioren möglich, ohne dass sie stationär aufgenommen werden müssen.

Die Fachkliniken für Geriatrie Radeburg werden um eine dritte tragende Säule erweitert. Zur bereits vorhandenen Akutklinik und Rehaklinik kommt nun eine Institutsambulanz hinzu. Chefärztin Sabine Vodenitscharov spricht von der einzigen derartigen Einrichtung im Landkreis Meißen. Das Vorhaben sei im Oktober genehmigt worden, verrät sie. Aktuell liefen alle nötigen Vorbereitungen, um die neuen diagnostischen Möglichkeiten spätestens ab Januar voll nutzen zu können. Für alte und gebrechliche Menschen soll durch das ergänzende Angebot eine erhebliche Lücke im bisherigen Versorgungssystem geschlossen werden. Denn bisher waren Hausärzte auch bei sehr komplexen Patientenfällen weitgehend auf sich allein gestellt. Als typisches Beispiel gelten etwa Einschränkungen des Gedächtnisses. Werden sie bemerkt, ist allerlei abzuklären: Wie hängen die Beeinträchtigungen zusammen? Wie weit sind sie fortgeschritten? Welche Bereiche des Gedächtnisses sind betroffen? Fragen, zu deren Beantwortung Experten aus ver schiedenen medizinischen Fachrichtungen zusammenarbeiten müssen. So, wie es in den Fachkliniken geschieht. Doch eine Einweisung ins Krankenhaus ist mit diesem Befund noch nicht ohne Weiteres gerechtfertigt. Abhilfe schafft nun die Institutsambulanz, die über die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen finanziert wird. In diese Einrichtung können Hausärzte alte und gebrechliche Patienten schicken, ohne dass diese stationär aufgenommen werden müssen. Geriatrische Fachleute diagnostizieren dann, was genau dem Patienten fehlt. „Die Institutsambulanz verfügt über ein interdisziplinäres Team aus Fachärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sozialarbeitern“, erklärt Sabine Vodenitscharov. „Dieses Team hilft den Hausärzten, den komplexen Sachverhalt von verschiedenen Seiten zu betrachten“. Anschließend nehmen die Experten mit dem zuständigen Hausarzt Kontakt auf und sprechen auf der Grundlage ihres größeren Überblicks über die vorhandenen Möglichkeiten auf den jeweiligen Einzelfall bezogene Empfehlungen zum weiteren Prozedere aus. „Damit stellt die Institutsambulanz eine wichtige Schnittstelle zwischen der ambulanten und der stationären Versorgung dar“, unterstreicht Sabine Vodenitscharov. Ziel der Chefärztin in den
Fachkliniken für Geriatrie Radeburg ist es, die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten in den nächsten Jahren weiter auszubauen und zu festigen. Bis die eingerichtete Institutsambulanz in Kürze ihren Betrieb aufnimmt, sind allerdings noch viele Absprachen nötig. „Wichtig ist, dass die von uns empfohlenen Therapien, Hilfs- oder Heilmittel nicht von den budgetierten Leistungen der Hausärzte abgehen, sondern außerhalb ihrer sonstigen Verordnungen angesiedelt sind“, sagt Sabine Vodenitscharov. Nur dann sei die bestmögliche geriatrische Versorgung im Sinne des Patienten gewährleistet.

Die Institutsambulanz ist als weiterer Meilenstein in der stetigen Weiterentwicklung des Geriatrischen Netzwerks Radeburg zu sehen, kurz GerN genannt. Dieses verknüpft alle vor Ort vorhandenen Angebote der verschiedensten Leistungserbringer wie Pflegedienste, niedergelassene Ärzte, Therapeuten, Sanitätshäuser, Verbände, Vereine etc. Dank dieser Vernetzung von inzwischen 230 Partnern kann Senioren bei Problemen individuell und in der Nähe ihres Wohnorts der richtige Ansprechpartner vermittelt und schnell geholfen werden. Auch die Fachkliniken für Geriatrie Radeburg gehören zum Netzwerk. Dessen Leitung hat Chefärztin Sabine Vodenitscharov inne.
Das GerN Radeburg ist eines von sachsenweit vier geriatrischen Netzwerken, die jeweils eine bestimmte Region abdecken. Initiiert hat den Aufbau dieser Strukturen vor fünf Jahren das sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz. Hinter dem Modellprojekt steckt der politische Wille, die geriatrische Versorgung flächendeckend zu gewährleisten. Allerdings läuft die aktuelle Förderperiode Ende dieses Jahres aus. Eine Zusage von Geldern für das Fortbestehen der Netzwerke gibt es vom Ministerium bislang nicht. Das GerN Radeburg rechnet mit einer Entscheidung spätestens im Laufe des Januars.


Ansprechpartnerin für Hausärzte ist Chefärztin Sabine Vodenitscharov. Zu erreichen ist sie in Radeburg unter 035208 88610.

 

Text: Ulrike Keller, Sächsische Zeitung Großenhain, 21.November 2016

Foto: Norbert Millauer